Wie heizt man einen Kaminofen richtig an?
Ein Kaminofen sorgt für gemütliche Wärme und ein angenehmes Raumklima – vorausgesetzt, er wird richtig betrieben. Gerade beim Anzünden gibt es häufig Unsicherheiten: Wie viel Holz ist sinnvoll? Muss die Tür offenbleiben? Welche Luftzufuhr ist wann die richtige?
Viele machen den Fehler, das Feuer „von unten“ zu entzünden oder zu wenig Anmachholz zu verwenden. Andere schließen die Luftzufuhr zu früh und wundern sich über Rauch oder schlechtes Brennverhalten. Dabei ist das richtige Anheizen keine Zauberei – aber es braucht ein Grundverständnis für das Zusammenspiel aus Brennstoff, Luft und Technik.
Ziel ist es, den Kamin schnell auf Temperatur zu bringen, eine saubere Verbrennung zu erreichen und dabei unnötige Emissionen zu vermeiden. In diesem Artikel geht es darum, wie das gelingt – Schritt für Schritt und nachvollziehbar erklärt.
Das passende Brennmaterial wählen
Ein sauberer Abbrand beginnt beim richtigen Holz. Nicht jedes Scheit eignet sich zum Anheizen.
Geeignet zum Anzünden:
- Weiches Nadelholz wie Fichte oder Kiefer: Es brennt schnell an, entwickelt hohe Temperaturen und trocknet das System zügig durch.
- Anzündholz (klein gespalten): Sorgt für ausreichend Glut und gleichmäßiges Brennverhalten.
- Trockene Holzreste (z. B. aus unbehandeltem Palettenholz): Möglich, wenn vollständig trocken und nicht lackiert.
Ungeeignet sind:
- Feuchtes Holz: Verursacht Rauch, Teerbildung im Ofen und schlechte Verbrennung.
- Lackiertes oder beschichtetes Holz: Entwickelt giftige Dämpfe.
- Papier in großen Mengen: Führt oft zu übermäßigem Funkenflug und Verschmutzung des Ofens.
Empfohlene Restfeuchte: max. 18 %. Am besten mit einem Holzfeuchtemessgerät kontrollieren.
Anfeuern von oben: Warum das umgekehrte Prinzip besser funktioniert
Das sogenannte „Top-Down“-Anheizen hat sich in der Praxis bewährt. Dabei wird das Feuer von oben nach unten entfacht – also genau umgekehrt zum klassischen Lagerfeuer.
Vorteile des Anzündens von oben:
- Geringere Emissionen: Der Rauch muss durch die heiße Flamme aufsteigen und verbrennt dabei besser.
- Schnellere Ofenerwärmung: Die Temperatur steigt gleichmäßiger, was Kondensate reduziert.
- Stabilere Flammenbildung: Die Glut bildet sich langsam von oben nach unten – ideal für den weiteren Betrieb.
So funktioniert’s:
- Große Holzscheite unten quer einlegen.
- Darüber locker mehrere kleinere Scheite stapeln.
- Ganz oben Anzündholz kreuzweise platzieren.
- Zwei bis drei natürliche Anzünder dazwischenstecken.
- Luftzufuhr vollständig öffnen.
- Feuer oben entfachen und Ofentür kurz offenlassen (je nach Modell).
Wichtig: Der Aufbau sollte luftig sein, damit die Flammen schnell durchgreifen können.
Die Luftzufuhr richtig steuern
Ohne Sauerstoff kein Feuer – so weit, so klar. Doch wie man die Luftzufuhr am besten regelt, ist oft unklar. Dabei geht es um zwei Dinge: den schnellen Start und die effiziente Verbrennung.
Beim Anzünden gilt:
- Primärluft vollständig öffnen.
- Sekundärluft ggf. zusätzlich öffnen, je nach Ofenmodell.
- Ofentür eventuell leicht geöffnet lassen, bis das Anzündholz brennt. (Hinweise des Herstellers beachten.)
Nach dem Anheizen:
- Sobald ein stabiles Feuer entstanden ist (nach ca. 10–15 Minuten), kann die Primärluft reduziert werden.
- Die Sekundärluft sorgt dann für eine saubere Nachverbrennung und klare Sichtscheiben.
Achtung bei zu früher Drosselung:
- Führt zu unvollständiger Verbrennung.
- Erhöht die Rußbildung im Schornstein.
- Mindert die Heizleistung.
Es lohnt sich, die Abläufe am eigenen Ofen zu beobachten. Jeder Kamin reagiert etwas anders – je nach Zug, Bauart und Wetterlage.
Häufige Fehler beim Anzünden vermeiden
Einige typische Missverständnisse führen dazu, dass der Ofen schlecht zieht oder das Feuer immer wieder ausgeht.
Diese Fehler sind weit verbreitet:
- Feuchtes oder zu großes Holz verwendet: Das Feuer bekommt keine Temperatur.
- Zu wenig Anmachholz eingelegt: Keine stabile Flamme.
- Luftzufuhr zu früh gedrosselt: Flammen ersticken, Rauch entsteht.
- Ofen ist kalt und zieht nicht: Schornstein hat keine Temperaturdifferenz – Anheizhilfe nötig.
- Zu enge Holzstapelung: Flammen können nicht zirkulieren.
Tipp: Wenn der Schornstein bei feuchter Witterung schlecht zieht, kann ein zusammengeknülltes Stück Papier als „Anheizhilfe“ im oberen Bereich des Feuerraums kurz abgebrannt werden. Das erzeugt einen thermischen Impuls und verbessert den Zug.
Nach dem Anzünden: So geht es richtig weiter
Ist das Feuer entfacht, geht es darum, den Betrieb effizient zu gestalten. Dafür braucht es etwas Aufmerksamkeit und Erfahrung.
Darauf kommt es jetzt an:
- Nachlegen erst, wenn Glut vorhanden ist – nicht in die Flammen.
- Luftzufuhr je nach Bedarf regulieren – zu viel zieht die Wärme durch den Schornstein.
- Tür nur zum Nachlegen öffnen – sonst geht Hitze verloren.
- Regelmäßige Kontrolle: Saubere Sichtscheiben und helle Flammen sind ein gutes Zeichen.
- Brennraum nicht überfüllen – besser häufiger kleinere Mengen nachlegen.
Ein gut eingestellter Ofen brennt ruhig, gleichmäßig und entwickelt kaum sichtbaren Rauch. Wer das im Blick behält, spart Brennmaterial und verlängert die Lebensdauer seines Ofens.
Richtiges Anzünden ist keine Wissenschaft, aber ein Handwerk
Ein Kaminofen braucht keine komplizierte Technik, aber ein wenig Know-how im Umgang mit Luft, Holz und Feuer. Wer von oben anheizt, trockenes Holz verwendet und die Luftzufuhr nicht zu früh drosselt, schafft die besten Voraussetzungen für eine saubere und effiziente Verbrennung.
Der eigene Ofen „lernt“ sich über die Zeit. Mit jeder Heizsaison wächst das Gefühl für das richtige Timing – und damit auch der Komfort. Ein sauber brennender Ofen ist nicht nur effizient, sondern auch besser für Umwelt, Haus und Schornstein.
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