Wie stellt man die Luftzufuhr beim Kaminofen richtig ein?
Ein Kaminofen sorgt für angenehme Wärme und eine gemütliche Atmosphäre. Doch viele Nutzer sind unsicher, wie genau sie die Luftzufuhr regeln sollen – und warum das überhaupt wichtig ist. Wird die Luftzufuhr falsch eingestellt, kann das Feuer schlecht brennen, die Scheibe verrußen oder der Brennstoff ineffizient verbrennen. In der Praxis kommt es oft zu zwei Denkfehlern: Entweder wird zu viel Luft gegeben – in der Annahme, das Feuer brauche „mehr Sauerstoff“ – oder die Luftzufuhr wird zu früh gedrosselt, um „langsam und sparsam“ zu heizen.
Beides führt meist nicht zum gewünschten Ergebnis. Die richtige Einstellung der Luftzufuhr ist entscheidend für einen sauberen Abbrand, eine lange Lebensdauer des Ofens – und nicht zuletzt für die Umwelt. Dieser Artikel erklärt Schritt für Schritt, wie die Luftzufuhr bei einem Kaminofen sinnvoll reguliert wird, welche Fehler vermieden werden sollten und worauf bei unterschiedlichen Phasen des Abbrands zu achten ist.
Warum die Luftzufuhr so wichtig ist
Damit Holz sauber verbrennen kann, braucht es eine ausreichende Menge Sauerstoff. Die Luftzufuhr beeinflusst dabei mehrere Faktoren gleichzeitig:
- Verbrennungstemperatur: Zu wenig Luft führt zu einer unvollständigen Verbrennung. Das erzeugt Ruß und Feinstaub.
- Effizienz: Nur bei optimaler Luftzufuhr entsteht genug Hitze, um das Brennholz vollständig zu verwerten.
- Sauberkeit: Ruß an der Sichtscheibe oder im Ofenraum ist meist ein Zeichen für falsche Luftzufuhr.
- Lebensdauer des Ofens: Schwelbrände oder zu hohe Temperaturen schaden auf Dauer dem Material.
Die Steuerung erfolgt in der Regel über Regler für Primär- und Sekundärluft – manchmal auch über einen zusätzlichen Tertiärluftkanal. Die genaue Bauweise variiert je nach Modell, das Prinzip bleibt jedoch gleich: Sauerstoffmenge und Luftführung beeinflussen die Verbrennung.
Unterschiede zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärluft
Wer die Luftzufuhr richtig einstellen will, sollte verstehen, welche Luftarten im Kaminofen wirken:
Primärluft
- Strömt meist von unten in den Brennraum.
- Wichtig in der Anzündphase.
- Unterstützt die Entgasung des Holzes.
Sekundärluft
- Wird oberhalb des Brennguts eingeleitet.
- Wichtig für die Nachverbrennung der Gase.
- Hält die Sichtscheibe durch Luftstrom sauber („Scheibenspülung“).
Tertiärluft
- Nur bei bestimmten Ofenmodellen vorhanden.
- Strömt oft von hinten oder seitlich in den oberen Brennraum.
- Verbessert die Effizienz bei höherem Leistungsbedarf.
Die Kombination dieser Luftarten ermöglicht eine saubere, kontrollierte und möglichst emissionsarme Verbrennung. Wichtig ist: Die Luftzufuhr ist keine statische Einstellung – sie muss dem Abbrandverlauf angepasst werden.
Luftzufuhr in den verschiedenen Phasen des Abbrands
Je nach Phase des Feuers braucht der Ofen unterschiedliche Luftmengen:
1. Anzündphase
Hier gilt: Viel Luft ist besser.
- Primärluft voll geöffnet
- Sekundärluft ebenfalls offen
- Tür leicht geöffnet oder angelehnt (wenn vom Hersteller erlaubt)
Ziel: Schnell hohe Temperaturen erzeugen, damit das Holz sauber abbrennen kann.
2. Hauptabbrand
Das Feuer brennt gleichmäßig, das Holz glüht bereits.
- Primärluft langsam reduzieren oder ganz schließen
- Sekundärluft offen lassen, je nach Flammenbild feinjustieren
Ziel: Effizient heizen mit möglichst wenig Rückständen.
3. Glutphase
Das Holz ist fast vollständig abgebrannt.
- Sekundärluft reduzieren
- Kein neues Holz mehr nachlegen
- Glut ausbrennen lassen
Ziel: Restwärme nutzen, ohne neue Verbrennung anzuregen.
Typische Fehler bei der Luftregulierung
Immer wieder führen Missverständnisse bei der Luftzufuhr zu Problemen im Betrieb. Zu den häufigsten Fehlern gehören:
- Zu frühes Drosseln der Luftzufuhr: Dadurch entstehen Schwelbrände und starke Rauchentwicklung.
- Primärluft dauerhaft geöffnet: Verbrennt das Holz zu schnell, erzeugt hohe Temperaturen und kann den Ofen beschädigen.
- Zu wenig Luft beim Anheizen: Das Feuer kommt nicht richtig in Gang, es entsteht unnötig viel Rauch.
- Keine Anpassung der Luftzufuhr: Einmal eingestellt, bleibt der Regler oft unverändert – auch wenn sich die Brennphase längst geändert hat.
Um diese Fehler zu vermeiden, hilft es, das Feuer regelmäßig zu beobachten. Flammenbild, Geräusch und Farbe des Rauchs geben Hinweise auf die Verbrennung.
Hinweise für spezielle Situationen
Je nach baulichen Gegebenheiten oder Witterung kann es nötig sein, die Luftzufuhr etwas anders zu regeln:
- Bei starkem Schornsteinzug: Kann das Feuer „zu schnell“ brennen. Sekundärluft etwas drosseln, ggf. Drosselklappe einsetzen.
- Bei wenig Zug (z. B. bei feuchtem Wetter): Anzündhilfe nutzen, Luftzufuhr nicht zu früh drosseln.
- In gut gedämmten Häusern: Raumluftunabhängige Öfen verwenden, da sonst Unterdruck entstehen kann.
- Bei Nachtbetrieb oder Gluthaltung: Nicht versuchen, mit gedrosselter Luft „durchzuheizen“ – das ist ineffizient und schadstoffreich.
Im Zweifel lohnt sich ein Blick in die Bedienungsanleitung oder die Rücksprache mit dem Schornsteinfeger.
Luftzufuhr ist kein „Stell-und-vergiss“-Hebel
Die richtige Luftzufuhr beim Kaminofen ist ein laufender Prozess – kein einmaliges Einstellen. Sie sollte aktiv an das Feuer angepasst werden. Wer den Ofen kennt, kann durch kleine Justierungen viel erreichen: sauberere Verbrennung, weniger Holzverbrauch, geringere Schadstoffe.
Wichtig ist, die grundsätzlichen Funktionen der Luftarten zu verstehen und bewusst zu regulieren – besonders in der Anzünd- und Hauptbrennphase. Der Kaminofen arbeitet dann nicht nur effizienter, sondern hält auch länger und verursacht weniger Wartungsaufwand.
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